Mein Arbeitseinsatz als Volontär anlässlich der Generalversammlung der World Blind Union in Genf

Freiwillige Helfer während dem Eröffnungscocktail
Freiwillige Helfer während dem Eröffnungscocktail
Tony Ruepp, Freiwilliger Helfer von Rümlang (Schweiz)
28 August 2008

245 freiwillige Helfer waren aktiv während der Generalversammlung von der Welt Blinden Union. Sie begleiteten blinde und sehbehinderte Menschen. Alles zusammen haben die freiwilligen Helfer etwa 10'000 Stunden dem Projekt gewidmet. Tony Ruepp war mit dabei und erzählt uns wie der das erlebt hat.

Vor ein paar Monaten stiess ich in der Zeitung auf einen Aufruf sich für einen Arbeitseinsatz an diesem Anlass zur Verfügung zu stellen. Die vielen blinden Delegierten aus aller Welt sollten in der ihnen fremden Umgebung betreut werden. Ich meldete mich spontan an. Da ich schon zwei unverschiebbare Kalendereinträge hatte, konnte ich an der Ausbildung nicht teilnehmen und erhielt nach meiner Ankunft am 17. Aug. einen „crash course".

Die Arbeit mit den Blinden war ein tiefgehendes Erlebnis.

Schon nach zwei Tagen begegnete man sich wie unter alten Freunden. Und beim „see you tomorrow" war man sich schon gar nicht mehr bewusst, dass der Betreute einem ja gar nicht sieht. Was faszinierte war, wie die Blinden sich untereinander in der grössten Menschenmenge wieder fanden. Irgend ein Wortfetzen im Stimmengewirr genügte -- dann ein Zuruf -- und schon gingen sie zielbewusst aufeinander zu. Wir lernten zu verstehen, wie wichtig die Stimme für einen Blinden ist. 

Miteinander zum Frühstück, aufs Tram, zum Essen, abends ins Konzert - wir waren ständig auf Trab. In der Ausbildung lernten wir was wichtig und richtig war und genossen es, das neue Wissen auch korrekt einzusetzen. Je mehr Sprachen man konnte, desto besser war man dran. Spanisch war Mangelware. So bekamen alle die Spanisch konnten, einen blauen Punkt und waren auch für die andern Helfer zu erkennen. Leuchtend orange T-Shirts waren unsere Uniform. Delegierte die nicht vollständig blind sind oder begleitet waren, konnten uns so erkennen und gleich ansprechen. Im Plenarsaal galt es die Delegierten am richtigen Ort zu plazieren, Wortmeldungen entgegen zu nehmen und die Personen zu den Toiletten, zum Kaffee  oder zu den Workshops zu begleiten.

Hersteller von verschiedensten Hilfsmitteln zeigten ihre Produkte an einer hochinteressanten Ausstellung. Leider hatten wir aber nicht die Kapazität alle Blinden vollständig durch die Ausstellung zu begleiten.

Unsere Organisation (www.icvolunteers.org) war durch die grosse Anforderung manchmal recht am Schleudern und hinter den Kulissen stoben schon manchmal die Funken. So ein Dreischichtbetrieb mit wechselnden Einsatzorten ist sehr komplex. Tatsache aber war, dass es an der Front perfekt lief. Gegen den Schluss spielte sich alles ein. Bei der Ehrung der „Volunteers" am Ende der Veranstaltung war der Applaus gewaltig. Ohne uns hätte die Veranstaltung gar nicht durchgeführt werden können. Und das wurde auch gebührend gewürdigt.

Beim Frühstück wurden jeweils Anekdoten ausgetauscht und wie manche Heiratsanträge unsere jungen (und auch weniger jungen) Damen wieder bekommen hatten! Untereinander hatten wir eine tolle Kameradschaft. 

ICVolunteers hat Unterkunft, Verpflegung und Transport übernommen, so dass für die freiwilligen Helfer und Helferinnen keine weiteren Kosten entstanden sind.

So ein Volontäreinsatz ist ein Erlebnis fürs Leben und ich kann nur dazu aufmuntern auch einmal mitzumachen.

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